Samstag, der 19.09.2020

Ich stehe mit Listerine im Mund vor dem Laptop um Gedanken einzutippen, hätte-hätte Gedanken. Die Listerine kostet hier fünf Euro in dem Auchan. Beim Zähneputzen kommen die Worte oft und wollen aufgeschrieben werden.

Heute ist einer dieser Tage, an denen ich sehr früh aufwache und die nächsten drei Stunden mit einem Buch in der Hand im Bett liege, nur um danach wieder schlafen gehen zu wollen. Für morgen nehme ich mir vor, joggen zu gehen und kalt zu duschen. Mein Rücken tut weh. Vielleicht von den drei Stunden im Bett lesen in einer Mischform aus liegen und sitzen. Ich lese „Herkunft“ und ich lache. Ich fühle mich an diesem Tag wie ein welkes Blatt Salat.

Gestern gehe ich über den Campus und sehe an diesem Nachmittag, den ich dort verbringe fast jede Person wieder, die ich in den vergangenen Wochen getroffen habe, bis auf diejenigen, die für das Wochenende zurück nach Deutschland gefahren sind.

Heute Abend gehe ich über den Campus und mir flackern Lichter entgegen, Bambusgerüste und Metallplatten mit Abbildungen von Eseln. Es treten Bands auf, deren Namen keiner kennt, überall Masken, Menschen, Bass. Wir kommen spät und fahren früh.

An diesem Abend gehe ich viel zu spät los und steuere dann auf diesen überfüllten Tisch zu, wo Leute sich gut verstehen und sich gerade kennenlernen. Ich denke hätte, hätte – was wäre, wenn ich früher gekommen wäre? Was wäre, wenn ich später gegangen wäre?
Gleichzeitig ist die Musik so laut und der Tag so dunkel und ich merke, dass ich Menschen lieber tagsüber kennenlerne, wenn ich sie sehe und verstehen kann. Heute Abend merke ich, dass ich eigentlich nichts so richtig will, nicht bei der Bühne mit der luxemburgischen Musik sitzen, nicht auf dem in Lichter-getauchten-Campus herumlaufen, nicht so gerne an dem Tisch sitzen, an dem man sich dauernd nach vorne beugen muss, um jemanden wirklich zu verstehen.

Ich sage mir, dass das okay ist und ich schon zu so vielen Sachen "Ja" gesagt habe und noch zu viel zu erleben ist. Ich kuschele mich mit Minzatem ins Bett und lasse mich in den neuen Tag fallen.